Reisebericht – April 2024
Folgend findet ihr eine Schilderung der Reiseerlebnisse von Ellen, die sich das erste Mal vor Ort ein Bild der Arbeit machen konnte.
„Rumänien beeindruckte mich sofort mit seiner weiten Wiesenlandschaft und den bunten, aber ärmlichen Hütten.
Das moderne Internat „Lahai-Roi“ hob sich stark von der Umgebung ab und empfing uns herzlich mit circa 30 Kindern, die uns sofort in ihre Spiele einbezogen. Die Mitarbeiter vor Ort behandelten uns wie Könige, kochten für uns und wir übernachteten in einem gemütlichen Gästehaus.
Am Freitag besuchten wir die umliegenden Dörfer und verteilten Care-Pakete an bedürftige Familien, die unter extrem einfachen Verhältnissen leben. Trotz ihrer Armut waren die Menschen unglaublich gastfreundlich und dankbar für unsere Hilfe.
Der Samstag stand im Zeichen der Einweihungsfeier der neuen Turnhalle des Internats, die wir mit vielen Spielen, einem Grillabend und fröhlichen Begegnungen feierten.
Am Sonntag besuchten wir einen Gottesdienst in Iaşi, wo die Gemeinde uns herzlich willkommen hieß und uns für unsere Unterstützung dankte. Die Eindrücke der Reise waren tief bewegend und haben meine Sicht auf meine eigene Lebenssituation verändert.
Ich bin entschlossen, mich weiterhin für die Hilfsorganisation Lahai-Roi einzusetzen, die großartige Arbeit leistet und den Menschen vor Ort nachhaltig hilft. Mein Aufenthalt in Rumänien hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Solidarität und Unterstützung in schwierigen Zeiten zu bieten.“
Die ausführliche Textversion aus dem Video, findet ihr weiter unten…
Reisebericht – April 2024
„Rumänien sah für mich auf den ersten Blick aus, wie die typischen Desktop-Hintergrundbilder von Windows, die weite Wiesenlandschaften und einen blauen Himmel mit ein paar Wolken abbilden. Der Weg vom Flughafen bis zum Internat führte uns an ärmlichen und verwitterten Hütten vorbei. In strahlenden Türkis-, Gelb- und Rottönen standen sie in grünen Hügellandschaften, welche nicht wirklich viele Bäume hervorbrachten. Das Internat „Lahai-Roi“ dagegen ist sehr modern, sauber und eindrucksvoll. Es sticht heraus neben den anderen Gebäuden. Bevor man aufs Gelände fährt, bemerkt man, dass die Straßen nicht geteert sind. Die Straßen ähneln häufig eher breiteren erdigen und steinigen Feldwegen. In Kontrast dazu trotzt das elektrische Eingangsthor des Internats, das auf einen großen und säuberlich gepflasterten Parkplatz führt. Im Internat selbst begrüßten uns circa 30 aufgeregte, strahlende und herumtobende Kinder im Alter zwischen 2 und 14 Jahren. Sofort drückte mir ein Mädchen ein Baby in die Hand, das sie vorher liebevoll durch den Raum getragen hatte. Hier spielte jeder mit jedem. Manche rannten durch den Raum, andere luden uns auf eine Partie Kicker ein. Sehr herzlich war diese Begrüßung, obwohl sie einige von uns noch gar nicht kannten.
Von den Mitarbeitern vor Ort wurden wir wie Könige behandelt. Sie bekochten uns und wir durften in einer Art „Gästehaus“ auf dem Gelände übernachten, das eine gemütliche Einrichtung hatte, auch wenn wir uns zu 9. ein Badezimmer teilten.
Am Freitag fuhr ich mit unserer Gruppe auf die Dörfer in Ipatele (und Umgebung). Vorher beluden wir unseren Wagen mit Care-Paketen für ärmere Familien, bestehend aus Konserven, Nudeln, Reis, Mehl, Shampoo, Waschmittel, u.Ä.). Dann fuhren wir los. Die Hütten, die ich bei unserer Ankunft sah, sind so ärmlich und schief, dass sie in Deutschland nicht einmal als Gartenhäuschen durchgehen würden. Familien mit teilweise mehr als fünf Kindern sitzen dicht an dicht auf ein bis zwei Betten, die den einzigen Raum schon fast ganz füllen, der sowohl als Kochstelle als auch als Schlafplatz und Aufenthaltsort genutzt wird. Viele haben lediglich ein heruntergekommenes Plumpsklo auf ihrem kleinen Hof, der von häufig angeketteten, bellenden Hunden und gackernden Geflügeltieren geziert wird. Alles wirkt sehr schmutzig, aber die Familien schmücken ihre schiefen Wände mit vielen bunten Teppichen und Plastiktischdecken, um davon abzulenken, und es „gemütlich“ zu machen. Wahrscheinlich auch, um die Wände mehr zu dämmen. Auf einem Feuerherd köchelte ein beige-braunes Gemisch in einem dreckigen und angerosteten Kessel. Draußen trocknete Wäsche auf den krummen Ästen junger Bäumchen. Trotzdem sah ich viele Nutzgärten, die viel schöner bepflanzt sind als manche, die ich aus meiner Heimat in Deutschland kenne. Tulpen, Sommerflieder, Petersilie, Gurken, und Setzlinge gedeihen dort wunderbar.
Die einzelnen Familien reichten uns nacheinander allen die Hand und begrüßten uns herzlich: Dann führten sie uns in ihre Hütte, wo wir ganz eng beisammensaßen und oft nicht einmal aufrecht stehen konnten. Wir hörten uns ihr Leid und ihre Sorgen an und beteten sowohl auf rumänisch als auch auf deutsch für diese Familien. Auch sie dankten und beteten teilweise für uns. Dann überreichten wir die Care-Pakete und einen kleinen Umschlag mit Geld, da viele Eltern keine Arbeit haben, oder gesundheitlich nicht mehr arbeiten können und mit nur 150€ im Monat auskommen müssen. Manche Frauen lebten allein, da ihre Männer sie und ihre Kinder verlassen hatten. Die Familien waren sehr dankbar für die Hilfe und die Gebete.
Einmal durfte ich auf einem Pferdewagen mitreiten. Der ist wie eine hölzerne Badewanne, die auf vier Rädern steht und wie ein Karren hinter das Pferd gespannt wird. Bunte Zottelbänder wehten im Fahrtwind und ein paar befestigte Glöckchen klingelten vor sich hin, während wir mit fünf Mann eine kleine Runde auf dem Pferdewagen drehten.
Die Eindrücke waren sehr stark. Trotz der bitteren Armut und der fehlenden Ressourcen wirkten diese Menschen sehr dankbar und gastfreundlich.
Mittags aßen wir in einer örtlichen christlichen Gemeinde an einem reich gedeckten Tisch, der von 3 älteren Frauen vorbereitet wurde. Sie sangen uns ein Lied und alsbald musizierten wir alle zusammen. Irgendwie war man auch hier einfach Familie, trotz der sprachlichen Unterschiede.
Insgesamt besuchten wir 11 Familien. Viele drängten uns zu Kuchen, oder gaben uns etwas von ihrer Ernte mit – eben sehr gastfreundlich! Mit runden Bäuchen und blutenden Herzen fuhren wir gegen Abend zurück zum Internat. Am liebsten hätte ich die süßen Kinder mitgenommen…
Am Samstag veranstalteten wir dann eine Einweihungsfeier der neuen Turnhalle des Internats. Dazu erschienen auch ehemalige Internatskinder mit ihren Verwandten. Gemeinsam spielten wir Volleyball, Fußball und Basketball, mit Hula-Hoop-Reifen, oder den vielen Ballons. Draußen auf der Spielwiese war eine Hüpfburg aufgebaut und die Männer standen fleißig an drei Grills für das gemeinsame Abendessen. Ein paar neunjährige Mädchen kamen auf mich zu, umarmten mich, und überhäuften mich mit süßen Gesten und lieben Worten Es war schön zu sehen, dass sich alle so gut verstanden und einfach glücklich waren und eine gute Zeit hatten.
Am Sonntag gingen wir zum Gottesdienst in die freikirchliche Gemeinde in Iaşi. Alle hießen uns als ihre Gäste aus Deutschland herzlich Willkommen und dankten uns für unsere Arbeit in Rumänien und segneten uns. Das war sehr rührend.
Mich hat mein Rumänien-Aufenthalt nachhaltig geprägt. Ich sehe meine Heimat und meine finanzielle und gesundheitliche Lage nun mit dankbareren Augen. Denn nichts, das wir haben dürfen, ist selbstverständlich… darum bin ich entschlossen, mich weiterhin für die Hilfsorganisation Lahai-Roi einzusetzen, die übrigens nach dem Brunnen in Genesis 16:14 benannt ist, welcher „du bist ein Gott, der mich sieht“ heißt.“